Donnerstag, 20. November 2014

34. Umdenken ist erforderlich: Die überstarken Triebe vieler Männer sind eine nicht wahrgenommene und nicht anerkannte Behinderung.

34.  Umdenken ist erforderlich:   Die überstarken Triebe vieler Männer sind eine nicht wahrgenommene und nicht anerkannte Behinderung.

Menschenwürdige Sexualität ist symmetrisch:   Zwei Menschen einigen sich im Rahmen emotionaler Bindungen in völlig freier Entscheidung zu reziproken sexuellen Handlungen.  

Alles andere ist Mißbrauch.    Vorneweg:  Es gibt auch Männer, die niemals eine Frau mißbrauchen.   Sie sind eine wertvolle Minderheit.   Sie brauchen sich von diesem Text nicht angesprochen oder gar angegriffen zu fühlen, auch dann nicht, wenn ich verallgemeinernd nur Männer, statt 'viele Männer' schreibe.

Sexueller Mißbrauch hat zwei Ursachen, die in Kombination zum Elend der Opfer führen.
  1. Der fast immer männliche Täter verspürt einen instinktiven Trieb und Drang, den Körper eines anderen Menschen wie ein Objekt zur Reduktion dieses Triebes zu benutzen.    Der Täter kontrolliert seinen Trieb nicht.

    1. Der Trieb ist so stark, daß der Täter zur Kontrolle unfähig ist.
    2. Ihm fehlt die Einsicht oder das Wissen darüber, daß es Gründe gibt, warum der Trieb kontrolliert werden muß und welcher Schaden durch den Trieb angerichtet wird.
    3. Er glaubt daran, zum Ausleben des Triebes berechtigt zu sein.

  2. Dieser Täter hat ausreichend direkte oder indirekte Macht über die Opfer.  

    1. Die meisten Männer sind körperlich so viel stärker als Frauen, daß sie ihr Ziel mit körperlicher Gewalt oder der Androhung davon erreichen können. 
    2. Wenn das Überleben von Ressourcen abhängt, über die Männer die Kontrolle haben, dann ermöglicht wirtschaftliche Macht den Mißbrauch.
    3. Gesetzliche und soziale Macht über Abhängige und Schutzbefohlene.    Das betrifft in einigen Kulturen auch erwachsene Frauen. 

In diesem Sinne macht es keinen Unterschied, ob das Opfer von Mißbrauch eine vergewaltigte Frau ist, eine gegen Bezahlung Selbstmißbrauch zulassende Prostituierte, ein zwangsverheiratetes Mädchen oder ein Opfer eines Pädophilen.  

Ich will damit selbstverständlich nicht die Pädophilie verharmlosen.    Aber ich möchte umgekehrt deutlich machen, daß der Mißbrauch von erwachsenen Frauen nicht weniger schlimm ist.   

Der einzige Unterschied zwischen Kindern und Frauen ist der leider so gut wie nie angezweifelte angebliche Unterschied in der Zumutbarkeit.  Daß der Körper einer erwachsenen Frau biologisch für sexuelle Aktivitäten geeignet ist, der eines Kinder noch nicht, bedeutet nicht, daß Mißbrauch Frauen deshalb eher zugemutet werden kann und darf.    In diesem Denkfehler spiegelt sich die über Jahrhunderte von Männern definierte soziale Norm wieder, daß Frauen ja angeblich nur für den Zweck der sexuellen Verfügbarkeit und der Arterhaltung existieren.     

Mißbrauch entsteht also immer dann, wenn der Kombination von Trieben und Macht keine rationale Anerkennung von Menschenwürde und der sich daraus ergebenden Notwendigkeit von Selbstkontrolle über die Triebe entgegensetzt wird.

Nur Macht und Machtstreben allein liefert keine ausreichender Erklärung für Mißbrauch.   Wenn es Männern um Macht geht, kämpfen sie mit anderen Männern, egal ob im Boxring oder bei der Beförderung.    Da sie nur Männer als ernstzunehmende Gegner respektieren, ist auch nur der Sieg über einen anderen Mann etwas, wodurch Männer ihren Selbstwert erhöhen.   Macht über Frauen ist für Männer nur insoweit erstrebenswert, wie sie die Durchsetzung des vorgeblichen Anspruches auf Triebbefriedigung ermöglicht.

Die überstarken Triebe vieler Männer lassen sich evolutionär logisch erklären.    Arterhaltung geht bei Säugetieren eindeutig zu Lasten der weiblichen Tiere.  Für Männer ist es ein selbstverständlich hingenommenes biologisches Privileg, daß in ihrem Körper niemals ein Klumpen Biomasse heranwächst, der 9 Monate später unter großen Schmerzen und Gesundheitsrisiken ausgestoßen wird.  Wären Frauen völlig frei, das immer dann zu verhindern, wenn sie es nicht wollen, wäre die Spezies Mensch schon lange ausgestorben.   Die Option des Mißbrauchs ist evolutionär entstanden, weil dadurch Männer ohne persönliches Opfer ihre Gene weitergeben konnten.    Darüber habe ich einen ausführlichen Text geschrieben.
  

Daß sich die überstarken Triebe vieler Männer evolutionär erklären lassen, ist aber auf gar keinen Fall eine Rechtfertigung dafür, daß Männer mit den aktuellen Fähigkeiten des menschlichen Gehirnes glauben, alles was instinktiv in ihnen angelegt ist, dürften sie deshalb auch automatisch und unkontrolliert ausleben. Bei kaum einem Mann würde soviel Dummheit als überzeugende Erklärung dafür ausreichen, daß er es nicht besser wissen könnte, wenn er glaubt, Frauen hätten gefälligst sich dem rücksichtslosen Ausleben aller männlichen Triebe willig unterzuordnen und wenn sie darunter leiden, wäre das ein Problem der Frauen, mit dem die Männer sich nicht befassen müßten.    
  
Vielmehr muß endlich anerkannt werden, daß starke Triebe eine Form von Behinderung sind.   

Wird also ein Phädophiler mit dem Mißbraucher einer erwachsenen Frau verglichen, egal, welche Art von Macht letzterer einsetzt, so ist bei beiden das Verhalten völlig analog.    Zwecks Triebreduktion wird die Macht über einen Körper ausgeübt.   Nur das die Triebe auslösende Ziel ist unterschiedlich.

Bei der freiwillig gewählten Therapie von denjenigen Pädophilen, die auch selbst Übergriffe vermeiden wollen, wird anerkannt, daß die Triebe selbst ein Problem sind.   Diese Männer bekommen triebreduzierende Medikamente und erleben das auch selbst als eine Erleichterung.    
Mehr in diesen Artikeln.
http://www.zeit.de/2012/44/Sexualitaet-Paedophilie-Therapie
http://www.zeit.de/2014/12/paedophilie-therapie-rueckfall
Pädophile unterscheiden sich also nur im Zielobjekt und leider bisher in der Strafbarkeit von den Mißbrauchern von Frauen, auch von Prostituierten.    Ansonsten könnte man die Grundlagen der Therapie analog genau so auch auf Männer anwenden, die aus Achtung vor erwachsenen Frauen diese nicht mißbrauchen wollen und es vorziehen, gegen ihre Triebe anzukämpfen.    
Hier geht es nur um den Vergleich des Mißbrauches.    Selbstverständlich ist es klar, daß Männer die Option haben, mit einer erwachsenen Frau eine symmetrische Bindung einzugehen, was analog für Pädophile mit Kindern nicht möglich ist. 

Die Triebe vieler Männer sind kein Qualitätsmerkmal von Männlichkeit.
Die Triebe vieler Männer sind kein Mythos.
Die Triebe vieler Männer dürfen nicht als unentrinnbares Schicksal für Frauen hingenommen werden.


Die Triebe vieler Männer sind eine Behinderung.   Frauen und Männer müssen lernen, gemeinsam dafür zu sorgen, daß durch diese Behinderung niemand Schaden erleidet.  

1. In einer Gesellschaft, in der Prostitution als alltägliches Verhalten von Männern betrachtet und toleriert wird, ist das Maß an Abstumpfung und Verrohung wirklich erschreckend.    Da bezahlt ein von tierischen Trieben überwältigter Mann Geld dafür, daß er den Körper einer Frau als Closchüssel für seine ekligen Körperabfalle benutzen darf.    Wenn man sich wirklich bewußt macht, was das bedeutet, dann ist das eigentlich so empörend und so grotesk, daß es keine passenden Wörter gibt, um das auszudrücken.    Wer so etwas tut, der ist behindert und gestört.  

2. Aber auch die milderen Erscheinungen sind störend genug.   Wenn beispielsweise ein Mann und eine Frau, beide nicht in einer Beziehung, vielleicht als Arbeitskollegen über einem Kaffee zusammensitzen und sich über ein beliebiges Sachthema unterhalten, ist die Frau weit häufiger entspannt in der Lage, sich auf den Inhalt des Gespräches zu konzentrieren.    Der Mann aber ist oft unfähig, sich wirklich sachlich an dem Gespräch zu beteiligen.   
Seine Instinkte lenken seine Wahrnehmung immer wieder auf ihren Körper.   Entweder überlegt er sich dann, wie er sie ins Bett manipulieren kann.   Falls er genug Respekt für diese Frau hat, um es nicht bei ihr zu versuchen, sind die Wirkungen ihres Körpers trotzdem so massiv, daß er dann darüber phantasiert, bei wem er es stattdessen versuchen soll.    Selbst wenn er sich darum bemüht, ein ernsthaftes Gespräch zu führen, sind diese Störungen durch seine Instinkte eine Form von Behinderung.

3.  Mit rationalem Einsatz des Verstandes werden Kaufentscheidungen anhand von Sachkriterien getroffen.   Wenn sich Männer von sexuellen bis pornographischen Reizen an ihre Instinkte dabei beeinflussen lassen, was sie kaufen, ist auch das ein milder Ausdruck von Behinderung.    Milde deshalb, weil sich hier Männer oft vor allem selbst schaden.

4.  Der menschliche Verstand ist dazu geeignet, aufgrund von im Gedächtnis gespeicherten Erfahrungen die wahrscheinlichen langfristigen Folgen des aktuellen Verhaltens auf sich und andere vorherzusehen.    Wer seinen Trieben nachgibt, weil er zeitweilig nicht in der Lage ist, sein Verhalten so zu kontrollieren, daß er vorhersagbare Folgen vermeidet, der ist gestört.   Ein Mann, der ohne Selbstkontrolle wie ein Straßenköter kopuliert und dadurch beispielsweise entweder jahrzehntelang Unterhalt bezahlen muß oder durch diese Untreue seine Ehe zerstört, der ist behindert.   


Die Situation aller Frauen wird erst dann besser, wenn die Männer ihre Einstellung gegenüber der eigenen Triebstärke radikal ändern.   Alle Männer müßten sich das Denken der therapiewilligen Pädophilen zu eigen machen und ihre Triebe nicht mehr als aufwertenden Ausdruck von Männlichkeit ausleben, sondern als eine großen Schaden anrichtende Behinderung bekämpfen.     Männer müßten ihre Triebe als etwas anerkennen, was soviel Selbstkontrolle erfordert, daß niemand darunter leiden muß.